„Would You Die Tonight For Love?”
Anno 2011: Die Cliquen um den selbstbewussten Melchior und die quirlige Wendla entfliehen der langweiligen „Kleinstadtidylle”, wenn sie an ihrem Treffpunkt zusammenkommen. Sie trinken, feiern, lachen, haben Spaß. Doch die ausgelassene Stimmung ist nur Fassade: In Wirklichkeit sind alle deprimierte Einzelkämpfer, die sich zwischen einer verstörenden Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft durchs Leben boxen müssen. Während der introvertierte Moritz (Max von Valtier) um seine Versetzung und damit auch für seinen ganz persönlichen „American Dream” kämpft, schlafen Wendla (Katharina Backenberg) und Melchior (Kevin Hagiel) miteinander und Wendla wird schwanger. Martha (Marcela Miranda da Silva Moreira), die zu Hause geschlagen wird, hat sich in Moritz verliebt, der sie aber gar nicht beachtet, und Thea (Katharina Winkler) würde am liebsten die Zeit zurückdrehen. Druck und Problemen standzuhalten, wird für die Jugendlichen immer schwerer und für manch einen scheint der Tod der einzige Ausweg zu sein…
Das Originalstück „Frühlings Erwachen” wurde von Frank Wedekind verfasst und schon 1906 uraufgeführt, doch bei der Version, die am 24. Mai 2011 in der Aula des Gymnasiums Alstertal präsentiert wurde, handelt es sich um die in die heutige Zeit versetzte Fassung von Nuran David Calis.
Die Interpretation und Umsetzung von „Frühlings Erwachen” durch den DSP-Kurs der 10. Klassen war beeindruckend. Durch Bearbeitung des Drehbuchs machte sich die Gruppe das Stück zu eigen und konnte es so überzeugend präsentieren. Nicht nur die Hauptrollen “Wendla”, “Moritz” und “Melchior”, die vom Publikum besonders viel Applaus bekamen, überzeugten durch eine natürliche und ausdrucksstarke Spielweise. Der geschickte Einsatz von Musik, wie zum Beispiel des Liedes „Join Me In Death” von H.I.M., das auch in Relation zu dem Untertitel „Would You Die Tonight For Love?” steht, unterstütze den Eindruck.
Ein besonderer Clou gelang der Gruppe mit der Anfangschoreographie, die den „Schnelldurchlauf” einer Party darstellte: tanzen, trinken, sich übergeben. Durch diese kreative Idee hob sich das Stück schon von Anfang an von anderen Inszenierungen ab.
Erwähnenswert ist ebenfalls eine Szene am Ende des zweiten Aktes, in der die Jugendlichen mit weißen Masken vor den Gesichtern im Chor sprechend als Moritz‘ innere Stimme auftraten. Diese Interpretation, zeigte in ihrer Abstraktion den künstlerischen Anspruch der Regie und der Darsteller.
Das Bühnenbild, bestehend aus kahlen Podesten als Sitzgelegenheiten und Wänden voller Graffitis im Hintergrund, passte gut zur gesamten Atmosphäre. Die Bühne wirkte trostlos und entsprach der Mutlosigkeit der Jugendlichen. Auch die Kostüme waren gut auf die einzelnen Charaktere abgestimmt und zeigten auf den ersten Blick die Unterschiede zwischen den verschiedenen Figuren.
Dem Theater-Kurs gelang mit dieser Aufführung der Spagat zwischen Komik und Dramatik, der das Stück „Frühlings Erwachen” ausmacht. Die Performance der Schülerinnen und Schüler überzeugte auch das Publikum, das sowohl zwischen den Szenen als auch nach dem Stück begeistert applaudierte.