Geschichte
Historia magistra vitae
Marcus Tullius Cicero
Das wusste schon der römische Philosoph und Staatsmann Marcus Tullius Cicero im 1. Jahrhundert vor Christus. Und damit – ganz im Sinne des großen Römers – die Geschichte auch für unsere Schüler_innen die „Lehrmeisterin des Lebens“ werden kann, bietet der Geschichtsunterricht am Gymnasium Alstertal in der Unter- und Mittelstufe einen anschaulichen Überblick über die großen Epochen der Menschheitsgeschichte.
Die Reise durch die Vergangenheit beginnt in Klasse 6 bei der Ur- und Frühgeschichte und den antiken Hochkulturen der Ägypter, Griechen und Römer und führt dann im folgenden Jahr durch das – nur auf den ersten Blick – finstere Mittelalter und die Ära der großen Entdeckungen in der frühen Neuzeit. In der 8. Klasse haben die Schüler_innen eine Audienz beim Sonnenkönig Ludwig XIV. und lernen die großen Umwälzungen der Neuzeit kennen: den weltanschaulichen Umbruch in der Aufklärung, den politischen Umsturz während der Französischen Revolution und die wirtschaftlich-technischen Neuerungen im Zeitalter der Industrialisierung.
Der Demokratisierungsprozess in Deutschland während des 19. und 20. Jahrhunderts mit seinen zahlreichen Fortschritten und Rückschlägen ist das thematische Band, an dem der Geschichtsunterricht in Klasse 9 und 10 entlanggeführt wird. Betrachtet werden die zentralen Etappen und markanten Wendepunkte dieses verschlungenen Weges zu Einigkeit und Recht und Freiheit: von den ersten Versuchen einer demokratischen Neuordnung der noch „unfertigen“ Nation während der Revolution von 1848/49 über die Etablierung des monarchischen Obrigkeitsstaats in dem von Bismarck geschaffenen Kaiserreich bis hin zur (mehr oder weniger) stabilen Demokratie der Weimarer Republik, die 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ihr Ende fand. Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit dem „Dritten Reich“ und seinen Verbrechen während des Holocaust und des Zweiten Weltkrieges sowie einem Vergleich der Entwicklung der beiden deutschen Staaten vor dem Hintergrund des Kalten Krieges mündet der Geschichtsunterricht in der Mittelstufe in die Analyse der Ursachen, des Prozesses und der Folgen der Wiedervereinigung Deutschlands. Besuche von Museen und anderen außerschulischen Lernorten lassen die Schüler_innen das im Unterricht Erlernte buchstäblich mit eigenen Augen sehen.
Die Geschichte ist in der Mittelstufe also eine Lehrmeisterin, die einen Überblick vermittelt über die Ereignisse und Prozesse, die zu der Bildung der Staats- und Gesellschaftsordnung führten, in der wir heute leben. Der Oberstufenunterricht löst sich dann von diesem chronologischen Prinzip und wendet sich hin zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit enger umgrenzten Themenkomplexen und der Analyse von kontroversen historischen Problemfragen. Selbstverständlich stellt die intensive Vorbereitung auf die durch die Vorgaben des Zentralabiturs festgelegten Themen dabei einen Schwerpunkt dar. Aber nichtsdestotrotz bieten die vier Oberstufensemester noch genügend Freiraum für die Beschäftigung mit Kapiteln der Vergangenheit, die zu Unrecht etwas abseits der „üblichen Lehrbuch-Themen“ liegen – wie die Geschichte Chinas, Afrikas oder Südamerikas. Gerade in diesen Freiräumen ist es möglich, die Wünsche und Interessen der Schüler_innen bei der Auswahl der Unterrichtsgegenstände miteinzubeziehen.
Doch es ist nicht nur die Vermittlung theoretischer Kenntnisse, die den Charakter des Faches prägt, sondern der Geschichtsunterricht ist auch eng verzahnt mit dem Methodencurriculum des Gymnasiums Alstertal. Der praktische Umgang mit dem Handwerkszeug des Historikers steht dabei naturgemäß an erster Stelle: In der Mittelstufe erlernen die Schüler_innen solch grundsätzliche fachbezogene Arbeitstechniken wie die prägnante Zusammenfassung schriftlicher Quellen, die Beschreibung historischer Gemälde, die Interpretation von Karikaturen und vieles andere mehr. Parallel zur Anhebung des inhaltlichen Niveaus bewegt sich auch die Methodenschulung in der Oberstufe dann in den (vor-)wissenschaftlichen Raum der Propädeutik. Die Schüler_innen werden unter anderem geschult in Techniken der Quellenkritik, des diachronen Vergleichs geschichtlicher Prozesse und der kriterienorientierten historischen Urteilsbildung.
Das Methodentraining im Geschichtsunterricht des Gymnasiums Alstertal geht dabei Hand in Hand mit der Vermittlung praktischer Kompetenzen, die in den anderen Fächern stattfindet. Die kritische Recherche von Informationen wird dabei ebenso geübt wie Referats- und Präsentationstechniken, das adressatenbezogene Sprechen und Schreiben und vieles andere mehr.
Wenn es ein übergreifendes Ziel gibt, das Inhalte und Methoden des Geschichtsunterrichts am Gymnasium Alstertal verklammert, dann ist es die Etablierung eines kritischen Geschichtsbewusstseins. Denn erst, wenn ein Mensch verstanden hat, wie die Gesellschaft, in der er lebt, entstanden ist, hat er die Möglichkeit, sich darin selbstbestimmt zu integrieren und sie aktiv und konstruktiv mitzuentwickeln. Und in diesem Sinne ist der eingangs zitierte Ausspruch Ciceros so aktuell wie vor gut 2000 Jahren: Die Geschichte – in Form des Geschichtsbewusstseins – ist gerade heute eine Lehrmeisterin des Lebens.