Am 04. und 05. April 2023 führte der Theaterkurs S4 unter der Leitung von Frau Roßocha ihr Stück „Lehrerzimmer Prime Time“ in der gut gefüllten Aula auf.
Manchmal entscheidet ein einziger Punkt über das Schicksal eines oder mehrerer Menschen. In dem Stück, das an Jan Weilers „Eingeschlossene Gesellschaft“ angelehnt ist, geht um diesen einen Notenpunkt, der in der Oberstufe so wichtig sein kann. Dieser Punkt entscheidet über alles, naja, zumindest sehr viel.
In jedem Fall entscheidet er über die Zukunft von Fabian Prohaska und auch irgendwie über die Zukunft seines Vaters. Der strenge Lehrer Engelhardt will dem Schüler diesen einen Punkt, den Fabian zur Zulassung der Abiturprüfungen braucht, nicht zugestehen und deshalb versucht der Vater, diesen mit Waffengewalt im Lehrerzimmer vor den Anwesenden zu erpressen.
Der Vater möchte nicht hinnehmen, dass sich der Wert eines Menschen nur an einem einzigen Punkt bemisst, er zieht eine Waffe und damit in den Kampf. Es ist eine Geiselnahme im Lehrerzimmer. Die und eine erzwungene Notenkonferenz befördern nun aber zunächst viele schmutzige Geheimnisse der einzelnen Lehrer_innen ans Licht, was zu großem Unbehagen führt. So stellt der Vater die Frage: Wer darf hier wen bewerten? Neben den persönlichen Zwistigkeiten wird auch deutlich, dass sich die pädagogische Einstellung der jeweils anwesenden Lehrer_innen sehr stark voneinander zu unterscheidet.
Mit großer Spielfreude stellten die Abiturient_innen die unterschiedlichen Lehrerpersönlichkeiten hinreißend und überzeugend dar. Der härteste Hund unter ihnen, Herr Engelhardt (gespielt von Joel K.), hat das Zepter und das Lehrerzimmer fest in der Hand. Er und seine engste Kollegin Frau Lohmann (verkörpert durch Rieke B.) haben das Ziel, den Arbeitsmarkt nicht mit weiteren studierten Nullen zu verstopfen und so lassen sie ihrem Frust über die verkommene Schülerschaft freien Lauf. Zum Glück gibt es auch andere Stimmen, die davor mahnen, dass sich Lehrer_innen mit ihrer Notenmacht nicht zu Göttern aufspielen sollten.
In einem zweiten Teil der Aufführung setzten sich die Abiturientinnen ganz persönlich mit ihren Schulerfahrungen auseinander: Bildungsinhalte, Notenfindung, Ansprüche, Druck, Erfolge und Enttäuschungen. Immer wieder war der Satz „Die Schule macht mich so müde“ zu vernehmen. Das war das ehrliche Bekenntnis, welches eindrucksvoll spürbar in den Raum geworfen wurde. In fünf Szenen stellten sie sehr einprägsam das Zerplatzen von Träumen, das Bemühen, gut zu sein, den Konkurrenzkampf um den Platz an der Spitze und den Zusammenbruch unter unendlichen Bücherfluten für dieses Reifezeugnis dar.
„Ich will nicht mehr denken müssen, ich will nur noch wollen dürfen.“ Dieser letzte Satz blieb eindrucksvoll im Raum stehen und lud zum Nachdenken ein, bis die Musik der Münchner Freiheit einsetzte und augenzwinkernd aufforderte, seine Träume zu leben.
Der kleine Kurs hat mit viel Einsatz und Spielfreude ein in der ersten Hälfte sehr lebendiges, lustiges und in der zweiten Hälfte ein sehr nachdenkliches Stück auf die Bühne gebracht! Gratulation!
(I. Roßocha)