Vor etwa zwei Wochen hing plötzlich über Nacht neben jeder Tür am Gymnasium Alstertal das Foto eines Stolpersteines. Drei Tage später war auf diesen Steinen zu lesen: Hildegard Haubrich, 1909-1945.
Am Donnerstag, den 07. November 2019, wurde das Rätsel schließlich gelöst. Die Schüler_innen der Klasse 7c hatten sich anlässlich des Aktivtages im letzten Schuljahr, an dem sie Stolpersteine putzten und mit Rosen schmückten, gefragt, ob sie als Klasse nicht selbst eine Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen könnten.
Nach Absprache mit Frau Löhr, die sich in der Initiative Stolpersteine engagiert, war schnell klar: Das ist leichter als gedacht. Gegen eine Spende von 120 Euro kann jeder eine solche Patenschaft übernehmen. Der Klasse und mir, als Klassenlehrer, ging es aber nicht nur darum, Geld zu sammeln, sondern möglichst alle Schüler_innen, Eltern und Lehrer_innen der Schule über diese Stolpersteine zu informieren und ihnen die Möglichkeit zu bieten, selbst Pate bzw. Patin zu werden.
So wurde die Idee geboren, 120 Muffins zu backen und sie für jeweils einen Euro zu verkaufen. Am Donnerstag, den 14. November 2019, war es dann in der Mittagspause soweit – und es war wirklich berührend: Schüler_innen aus allen Jahrgängen standen Schlange, um einen Beitrag für dieses Projekt zu leisten. Nach 35 Minuten waren die insgesamt 155 Muffins, die die Schüler_innen der Klasse 7c gebacken hatten, verkauft. Auch wenn kein Gebäck mehr da war, wurde auch danach noch eifrig gespendet. Insgesamt konnten wir knapp über 290 Euro einnehmen.
Damit war klar: Am Bergkoppelweg 66 wird nächstes Jahr der Stolperstein für Hildegard Haubrich verlegt werden können. Natürlich werden wir von dem Geld auch die Patenschaft für einen zweiten Stolperstein übernehmen. Der Stein wird in Klein-Borstel verlegt werden und ist dem Kind einer Zwangsarbeiterin gewidmet.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die dieses Projekt unterstützt und so eifrig gespendet haben!
(K. Welten)
Informationen zu Hildegard Haubrich:
Hildegard Haubrich wurde am 26. Juni 1909 in Hamburg geboren. Sie lebte mit ihrer Mutter, ihren Großeltern und ihrem Onkel im Bergkoppelweg 66 in Fuhlsbüttel. Ein großer Einschnitt in ihrem Leben war der Tod ihrer Mutter, als sie 22 Jahre alt war.
Im darauffolgenden Jahr 1933, mit Beginn der nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen, kam sie zur Behandlung in die „Alsterdorfer Anstalten“. Am 16. August 1943 wurde Hildegard Haubrich, zusammen mit 227 Frauen und Mädchen nach Wien verbracht. Mit weiteren 256 Hamburger Frauen und Mädchen wurde sie in der „Wagner von Jauregg-Heil- und Pflegeanstalt, Am Steinhof, Wien“ durch Überdosierung von Medikamenten, Nichtbehandlung oder in den meisten Fällen durch Verhungernlassen ermordet. Im Februar 1945, im Alter von 36 Jahren, wog sie laut Protokoll 29 Kilo. Sie starb am 24. April 1945, also 2 Wochen vor Kriegsende.