Am 04. und 05. April 2018 führte der Theaterkurs des 12. Jahrgangs unter der Leitung von Ina Roßocha “Das Experiment” auf und brillierte in einer intensiven, aber auch philosophischen Inszenierung.
Dem Stück liegt die Ausgangsfrage des Stanford Prison Experiments zugrunde: “Was macht Menschen böse?”. Um dieser Frage nachzugehen, wurde 1971 an der Universität Stanford ein Experiment durchgeführt, für das sich normale Bürger_innen zur Erforschung menschlichen Verhaltens meldeten. Sie wurden per Zufall in Wärter_innen und Gefangene eingeteilt und sollten 14 Tage lang in der Ausübung ihrer Rollen in einem Scheingefängnis beobachtet werden.
Zunächst ist die Stimmung der Probanden recht ausgelassen und entspannt – alle wollen nach den 14 Tagen mit der Summe von 4000,- € das Scheingefängnis verlassen. Jedoch entwickelt sich sehr schnell ein aggressiver Machtkampf: Um ihre Vormachtstellung deutlich zu machen, steigern die Wärter_innen ihr gewaltvolles Vorgehen, was dazu führt, dass einige Häftlinge opponieren und in den Widerstand gehen. Der Dreh- und Angelpunkt ist die Idee und Erkenntnis der Wärter_innen, dass sie ihre Macht über Erniedrigung ausbauen können. Nun steigert sich in rasanter, schwindelerregender Spielweise die Eskalationsspirale der Gewalt.
Großartig gespielt, saugen die Wärter_innen und Gefangenen die Zuschauer_innen förmlich in diesen Strudel hinein, um das Publikum am Ende mit Fragen zu konfrontieren: Wie konnte das geschehen? Was ist böse? Warum handeln wir böse, obwohl wir wissen, dass dies nicht gut ist? Wie würdest du dich verhalten? Warum mitmachen? Ist eine derartige Machtausübung nur die Kompensation der eigenen Unzulänglichkeit?
Am Ende nimmt das Ensemble einen Perspektivwechsel vor und wendet sich dem Guten zu, dem “Engel” in jedem von uns. Augenzwinkernd erfährt einer der Schauspieler die Erleuchtung. Die Inszenierung endet mit dem unter die Haut gehenden Gesang “Oh happy Day” von Linda W.
Mögen wir noch viele glückliche Tage verleben und, wenn wir es schaffen, das Gute dem Bösen vorziehen.
(I. Roßocha)